NEWSLETTER #31 – Zum Sommer 2024

Wolfgang Weigand, Rituale & Coaching



Aus dem Inhalt:

● Zum Sommer: Von der Fülle des Lebens
● In eigener Sache: Seminare, neue Angebote




Zum Sommer: Die Fülle des Lebens

Eingeständnis

Ich lese barfuss
die Kieselsteine am Meer
in Blindenschrift,
höre im Schweigen
die Herztöne des Universums,
suche in deinen Briefen
letzte Spuren von Vertrauen
zwischen den Zeilen.

Ich bin Kind geblieben
der Phantasie
noch nicht gestorben.
Ich bin
noch immer.

(alle Gedichte aus: Wolfgang Weigand, Unentwegt, Königshausen & Neumann, Würzburg 2022)

Ja, noch immer sein, der Phantasie nicht gestorben, das Leben spüren, im Einklang mit sich selber und mit der Umgebung! Das ist gar nicht so einfach in diesen Zeiten, an denen vieles erodiert und brüchig wird, was uns zuvor im Leben gehalten hatte: der Glaube an die Kraft des Friedens, an die Macht des offenen Dialogs, Wertschätzung für verschiedene Meinungen. Und vielleicht ja: auch das Vertrauen in die Fülle des Lebens, das wir bei der Widersprüchlichkeit der Menschen und der Welt, so der Philosoph Wilhelm Schmid, meist nur als «Fragmente der Fülle eines glücklichen Augenblicks» erleben. Viele Menschen sind auf der Suche nach neuen Leitplanken und Ankerpunkten für ihr Leben, das aus den Fugen geraten scheint.

„Koyaanisqatsi“ sagt ein indianisches Wort für „Die Erde ist aus dem Gleichgewicht“. Wahrscheinlich gibt es kein entsprechendes Wort für den Verfall demokratischer Werte oder gesellschaftlichen Zusammenhalts. Cancel Culture und «Delegitimierung» anderer Positionen bzw. Ausgrenzungen im Diskurs scheinen manchmal tatsächlich die Oberhand zu gewinnen. Wie gelingt es da, sein Gleichgewicht zu behalten, ohne Angst vor Ablehnung der Intuition des Herzens zu folgen, oder im Authentizitätsmodus zu bleiben, um sich nicht zu verbiegen?



Geradlinigkeit

Sich selber
treu zu bleiben,
setzt voraus,
dass man weiß,
wer man ist.

Wer sich
selbst nicht kennt,
würde Untreue
einfach mit Abwechslung
verwechseln.

Im Gleichnis des Guten Hirten (10. Kapitel des Johannes-Evangeliums) sagt Jesus: «Ich bin gekommen, damit sie das Leben haben und es in Fülle haben.» Die Schafe kennen ihren Hirten, es geht um Vertrautheit, Heimatgefühl, vielleicht sogar um Würde: jedes einzelne Schaf zählt, für jedes würde der Hirte durchs Feuer gehen. Ihm zu folgen lohnt sich, weil er nicht entzweit, blossstellt oder unterdrückt, sondern voller Empathie ist.

Die Fülle des Lebens – da fallen mir viele Begriffe ein. Glück, Sinn, Freude, Vitalität, Inspiration, Kreativität, Geborgenheit, Begegnungen, Nähe, Freundschaft, Feste, ein Stück Kuchen für die Nachbarn, das Eintauchen in ein berührendes Buch, Stand Up Paddeln auf dem Bodensee, der Regenbogen nach einem Sommergewitter, Bergwanderungen, Stille und Staunen. Und ein Lachen irgendwo. Der Clown in Heinrich Böll‘s ‚Ansichten eines Clowns‘ sagt: „Ich bin ein Clown, ich sammle Augenblicke“. Vielleicht glückliche Augenblicke, von denen Wilhelm Schmid schreibt. Ja, zur Fülle gehören Momente, in denen das Glück aufscheint. Und vielleicht auch Klänge und Lieder.


Gesang

Leben heisst
Brücken schlagen
auf fremden Balkonen sitzen
und die Welt
neu entdecken.

Liebe heisst
Grenzen überschreiten
in Begegnungen eintauchen
und die Zeit anhalten.

Singen,
dass wir im Lieben leben
und im Leben lieben.

Und im Augenblick da sind
als ob nichts sei
und dennoch alles…



Das Leben in Fülle dürfen wir uns wieder zurückerobern in einer Welt, die etwas aus dem Gleichgewicht geraten ist. Es bringt die unruhige Kompassuhr vielleicht langsam in die richtige Richtung zurück. Ja, es ist eine Einladung an mich – trotz und mit allem, was in meiner kleinen Welt um mich herum und in der grossen weiten Welt da draussen geschieht. Und dafür ist manchmal sogar ein konstruktiver Trotz sehr hilfreich…


Trotz allem

Eines Tages
werden wir uns
auseinanderdividieren
und die Landkarte unserer Liebe
neu vermessen.

Eines Tages
werden wir
unseren Halt aneinander verlieren
wie Briefe
voller sich auflösender Buchstaben.

Eines Tages
werden die Worte füreinander
verstummen
weil schon alles gesagt ist
zwischen uns.

Aber bis dahin
lasst uns trinken
und miteinander schlafen
und die Zeit vergessen
und so leben
als ob es
eines Tages
nicht geben würde.

Jetzt ist die Zeit, Brücken zu schlagen, die Herzenstüre zu öffnen, um dem Leben in Fülle wieder Einlass zu gewähren. Jetzt ist die Zeit, nicht mehr zu warten (auf Godot, aufs Schicksal, auf bessere Zeiten, worauf auch immer). Jetzt ist die Zeit, damit wir sie vergessen und nur noch Augenblick sind. Und selbst wenn das nicht immer gelingt: «Es gibt auch ein erfülltes Leben trotz vieler unerwünschter Wünsche». Das wusste bereits Dietrich Bonhoeffer.

Ich wünsche dir / euch / Ihnen allen beglückende und bewegte Sommertage, ein wenig Ferienglück, wo auch immer, kostbare Momente. Und wärmende Sonnenstrahlen…

Herzlich,


Wolfgang Weigand
 



In eigener Sache




Seminar für Trauernde
Benediktushof Holzkirchen bei Würzburg/D, 1. bis 4. September 2024

Jeder Mensch macht im Laufe seines Lebens verschiedene Verlusterfahrungen. Trauer darüber verändert manchmal alles, oft folgen spirituelle Umbrüche: Sinnverlust oder Erschütterung des bisherigen Welt-, Menschen- oder Gottesbildes. Wie kann Trauer gelebt werden, so dass das Leben wieder strömt, dass die "Flussüberquerung" gelingt?

In diesem Kurs kommen folgende Themen zur Sprache: persönlicher Umgang mit Trauer und Verlust; Biographiearbeit und eigene Grenzerfahrungen; Bilder von Abschied, Tod und Jenseits; Umgang mit Trauer, "Trauerarbeit", Trauerkompetenz; wie über Abschiednehmen, Einsamkeit, Ängste reden? Vergänglichkeit "feiern" - hilfreiche Rituale für den Abschied.

» Näheres zur Ausschreibung und zur Anmeldung


Café Goodbye in Winterthur am Sonntag, 22. September 2024:
«Wohin mit den Passwörtern?»


Am Sonntag, 22. September 2024, wird der ehemalige Wirtschaftsökonom und Informatiker, Gerhard Flury, zu Gast sein mit einem sehr wichtigen und immer relevanteren Thema: «Digitaler Nachlass – Passwörter u.a. nicht ins Grab mitnehmen.»
 
Im schönen Ambiente des Lok.al (in Winterthur auf dem Zeughausareal) geht es um konkrete Tipps und Hinweise, wie wir auch den digitalen Nachlass für unsere Lieben regeln – aber natürlich, wie immer, auch um gute Gespräche bei Kaffee und Gipfeli.

Türöffnung ist, wie schon bisher auch, um 9.00 Uhr. Um 9.30 Uhr wird dann das Café Goodbye beginnen. Gerhard Flury, Carla und ich freuen uns sehr auf euer Kommen!
» Das ganze Programm 2024 findet sich hier.





Kurs/Workshop:
Lebensqualität und Patientenverfügung am Samstag,  26. Oktober 2024

Es ist ein spannender und lustvoller Prozess, sich in einer kleinen Gruppe mit der Patientenverfügung zu befassen bzw. diese zu erstellen. Nach einigen inspirierenden Durchführungen werde ich den Workshop erneut wieder anbieten, und zwar am Samstag, 26. Oktober, um 10 Uhr an der Mühlestrasse 5 in Winterthur. (Kaffee und Gipfeli ab 9.30 Uhr)

Wir werden uns mit unseren Vorstellungen von Lebensqualität befassen, aber auch an der Patientenverfügung (nach Vorlage der Krebsliga) arbeiten.

» Näheres zum Workshop sowie zur Anmeldung
Ich freue mich auf Deine / Ihre Anmeldung bis spätestens 18. Oktober.

Kabarett-Programm «Schwamm drüber»


Kabarett-Programm «Schwamm drüber»

Nach einer längeren Tour und Pause mit dem aktuellen Programm «Schwamm drüber» bin ich im Herbst wieder unterwegs im Kellerbistro Huttwil und im Frjz Uster.
»
Alles Weitere hier; Es ist noch nicht Zeit mit dem Schwamm drüber, also noch immer sehr aktuell…


Meine Bücher – «Störlesungen»

Über meinen neuen Roman «Die Auflösung des Georg B.» habe ich bereits im letzten Newsletter hingewiesen.

Noch immer bin ich gerne verfügbar für Privatlesungen bei dir oder bei Ihnen zuhause im Wohnzimmer oder im Garten. Ich lese aus dem Doppelleben des Georg B., aber auch bei Nachfrage aus meinen Gedichten oder Aphorismen, oder aus den älteren Romanen.

Kontaktanfragen gerne via w.weigand@schritte.ch 
 



Impressum:

Wolfgang Weigand

Rituale & Coaching
Mühlestrasse 5
CH-8400 Winterthur

044 941 00 59
079 359 56 46

mailto:w.weigand@schritte.ch

www.schritte.ch
www.abschiedsfeiern.ch

Versandhinweis:
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Fotos: Wolfgang Weigand und Carla Soldato

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