NEWSLETTER #19 zum Sommer 2020

Wolfgang Weigand, Rituale & Coaching



Aus dem Inhalt:

● Zum Sommer: Was uns Nahrung gibt
● Gedanken zu Bedürfnissen und zur «Normalität» im Leben und in der Liebe
● In eigener Sache





Rechenspiele

Mit dir am Tisch
voller Segnungen
und zwischendurch
berühren
ohne Scheu

Mit dir am Strand
sanfter Wellen
und die Füsse eintauchen
ins schäumende Leben

Mit dir in der Stille
dem Wind lauschen
und der leisen Musik
unter Baumwipfeln

Ohne dich
wäre nicht alles nichts
sicherlich
aber nicht viel mehr
als stete Subtraktion
sich langsam
auflösend
gegen Null

Deswegen
du und ich
Addition

Wir beide
ins Unendliche

(Wolfgang Weigand)
 

 



Lieber Leser, liebe Leserin dieses Newsletters

Was uns Nahrung gibt – und auch: I can’t breathe

Was uns Nahrung gibt - da kommen mir viele Begriffe in Sinn: Lebensmittel, Ressourcen, Bodenschätze, Natur, Musik und Klänge, Bilder und Bücher, Inspiration, Sinn, Sattheit, Zufriedenheit, Glück. Und jetzt vielleicht wieder in neuer Bedeutung: Familie, Beziehungen und Freundschaften. Ja, es sind oft Menschen, die uns nähren. Begegnungen, Gespräche, vielleicht auch horizonteröffnende Fragen, die etwas in uns in Bewegung bringen und zum Nachdenken anregen.

Mit Nahrung verbinden wir in einem existenziellen Sinn aber auch die Mutter Erde, ohne die wir nicht leben könnten. Interessant: Die Redewendung «Was uns blüht» ist doppeldeutig. Da ist die Sommerwiese, die einlädt zum Verweilen, zum Staunen. Oder einfach zum Darinliegen und Aufgehen in den Düften und Farben. Da kommen aber auch apokalyptische Warnungen vor der Zukunft in den Sinn, Pandemien, soziale Verwerfungen, klimatische Umwälzungen, dass es nicht mehr so weitergehen kann wie bisher mit der Entsolidarisierung zwischen Nord und Süd, Reich und Arm, Weiss und Schwarz.

Auf Letzeres weist die Black-Lives-Matter-Bewegung hin, die sich gegen einen mehr oder weniger offenkundigen Rassismus einsetzt. Der sinnlose und brutale Tod von Georg Floyd bei einem Polizeieinsatz, gefilmt per Handyvideo, ein 8:43 Minuten langer Todeskampf beim Ersticken, hat unsere Welt schockiert.
I can’t breath wird eine ähnliche symbolische Bedeutung erhalten wie andere berühmte kurze Worte der Weltgeschichte: I have a dream, oder auch: Yes, we can. Nur dass Martin Luther King und Barack Obama für Aufbruch und Versöhnung standen. Und Georg Floyd für die vielen Opfer von Gewalt und Unterdrückung. So ist es auch ein starkes Zeichen für den gesellschaftlichen Zusammenhalt, dass jetzt überall Demonstrationen auch in der Schweiz und in Deutschland stattfinden. Und vielleicht, wie schon zuvor die Friday-for-Future-Bewegung, wieder zu einer neuen Solidarität unter uns Menschen beitragen, weil wir eben alle dieselbe Luft atmen und auf einer Erde miteinander leben!

«Was uns wirklich nährt» ist der Titel eines Ernährungs- und Lebensratgebers von Burkhard Hickisch, ein Plädoyer für grüne Smoothies. Wenn Sie den Titel googeln, erhalten Sie zurzeit 362.000 Treffer. Wenn Sie auch noch «wirklich» weglassen, sind es 972.000 Treffer. Da wird doch wohl das Eine oder andere Richtige dabei sein!

Was uns blüht und nährt! Ich wünsche Dir, euch, Ihnen allen viel sommerliche Gefühle dabei, mit neuer Lebendigkeit im Herzen und in den Begegnungen.




Herzlichst

Wolfgang Weigand
 



Was wir wirklich brauchen – Die Grundbedürfnisse des Menschen


Die Welt hat genug für jedermanns Bedürfnisse,
aber nicht für jedermanns Gier.
(Mahatma Gandhi)

Liebe mich, wenn ich es am wenigsten verdient habe,
weil ich es dann am meisten brauche.
(unbekannt)

Wenn du einen Garten und eine Bibliothek hast,
wird es dir an nichts fehlen.
(Marcus Tullius Cicero)

Was wir am nötigsten brauchen, ist ein Mensch,
der uns zwingt, das zu tun, was wir können.

(Ralph Waldo Emerson)


Die Bedürfnispyramide von Maslow

Der bekannteste Vertreter einer «Motivations- bzw. Bedürfnistheorie» ist wohl der humanistisch geprägte Psychologe Abraham Maslow mit seiner
Bedürfnispyramide. Er hat sie in den 50er Jahren des letzten Jahrhundert  entwickelt. Maslow geht von einer hierarchischen Struktur der menschlichen Bedürfnisse aus. Als unterste Ebene der Pyramide nimmt Maslow die physiologischen Grundbedürfnisse (z.B. Hunger, Durst, Luft zum Atmen, …) an. Erst wenn diese befriedigt sind, so die Theorie, wird die nächsthöhere Bedürfnisgruppe aktiviert, die Sicherheitsbedürfnisse (z.B. Schutz, Angstfreiheit, …). Es folgen soziale Bedürfnisse wie Kontakt, Liebe und Zugehörigkeit. Darüber wiederum liegen Bedürfnisse des Selbstwertes wie Anerkennung und Status. An der Spitze der Pyramide steht das Bedürfnis nach Selbstverwirklichung und Lebenssinn.

Maslow ging also von Stufen der Bedürfnisse und deren hierarchischen Aufbau aus: Erst wenn die untere Bedürfnisstufe befriedigt ist, kann jeweils die nächste Stufe in den Blick kommen und gelebt werden. Vereinfacht ausgedrückt: mit einem frierenden und hungrigen Menschen können Sie kaum über höhere Sinn- oder Selbstverwirklichungsfragen diskutieren.

Maslow’s Bedürfnispyramide gilt bei Psychologen und Verhaltensforschern bereits als «kalter Kaffee» und hat entsprechend auch viel Kritik erfahren, was vor allem die Hierarchie seiner Bedürfnisse anbelangt. So gibt es Menschen, die ihre Sicherheit für Status (Selbstwert) beeinträchtigen (z.B. bei lebensgefährlichen Mutproben), die für Selbstverwirklichung die Gesundheit riskieren (z.B. für eine schlanke Figur hungern oder riskante kosmetische Operationen für ein gewisses Aussehen in Kauf nehmen), und auch Menschen, die sich im Extremfall selbst (Sicherheit) für geliebte Menschen (soziale Bedürfnisse) gefährden. Menschen wie der jüdische Arzt Viktor Frankl haben sich sogar unter den extremsten Bedingungen eines Konzentrationslagers wertvolle und tief berührende Gedanken über den Sinn des Lebens gemacht!

All dies sind Beispiele für eine umgekehrte Reihenfolge, als es die Theorie vorhersagt. Schwankungen in der Bedeutung und sogar der gesamten Hierarchie von Bedürfnissen können eben je nach Lebensabschnitt, Alter, Kultur, sozialer Umgebung oder eigenen Lebenesthemen sehr stark sein.

Bei aller berechtigten Kritik:  Maslow hat uns zum Nachdenken angeregt, was wirklich wichtig ist im Leben. Man muss nicht immer online oder erreichbar sein.
Es gibt ja auch die Sehnsucht nach Rückzug in Oasen der Stille, nach Möglichkeiten zum Auftanken. Oder einfach nach einem authentischen, unverfälschten Leben.


Maslows Bedürfnispyramide im Wandel der Zeiten (Quelle: [werner.stangl]s Arbeitsblätter)

Im Lockdown aufgrund der Corona-Pandemie haben wir viel Ungewohntes erfahren, Entschleunigung, leere Strassen und Züge. Der behördlich verordnete Stillstand war eine grosse Herausforderung für viele freiheitsliebende und selbstbestimmte Menschen. Sonst leben wir ja eher in einer auf Aktivität, Selbstverwirklichung und Optimierung «getrimmten» Gesellschaft. Manches war deswegen auch sehr anspruchsvoll: Homeoffice, weniger Arbeit und Lohn, Ausfall von kulturellen Anlässen und Begegnungsmöglichkeiten, Isolation, Sinnfragen und vieles mehr.

In dieser Phase einer sehr eingeschränkten Zeit ist aber auch viel Kreatives entstanden. So wurde für das zum Teil sehr beanspruchte und gefordete Personal in den Spitälern der Podcast
www.einepauselang.ch entwickelt. Eine Pause lang, immer genau 15 Minuten, soll beim Zuhören Zerstreuung, Inspiration, Lachen, Nachdenklichkeit und einfach eine Ablenkung vom Alltag ermöglichen. Für den Podcast habe ich einige Texte geschrieben, wie Paare während der aufgezwungenen Homeoffice-Zeiten ihr Zusammensein erlebt haben und wie es ihnen wohl in einem Jahr gehen wird, wenn alles wieder normal ist. Wenn Sie einige Minuten Zeit haben: es lohnt sich, die Episoden (und überhaupt alle 12 bisherigen Podcast-Ausgaben) anzuhören. Achtung: Die beiden Dialoge sind nicht todernst gemeint ().

» Paargespräch nach zwei Wochen Quarantäne (mp3-Datei / anhören/downloaden)
» Paargespräch im April 2021 (mp3-Datei / anhören/downloaden)


Eine letzte Frage sei noch gestattet: was heisst eigentlich normal? Seit Juni scheint ja wieder (fast) alles wie zuvor, wie «normal» zu sein, obwohl der Zustand vor dem Covid19-Ausbruch in unserer Welt ja schon alles andere als «normal» war: wollen wir wirklich dahin zurück?

W-Lan und Akku haben uns viel ermöglicht, technische Vernetzung, freier Zugang zu Wissen und Informationen. Und in Zeiten des Lockdowns eine neue Form des Miteinanders in den social media. Aber eben: wir müssen nicht ständig online sein. Vielleicht könnten wir jetzt ruhig mal unsere eigene Bedürfnispyramide neu erstellen. Und die Frage beantworten, was uns wirklich nährt…

Ich wünsche Dir, Euch und Ihnen viel Inspiration dabei!

 



In eigener Sache:



(
Premiere-)Lesungen
Mein letzter Roman
Wir bleiben doch Geschwister? ist im März 2020 wieder bei Königshausen & Neumann (Würzburg/D) erschienen.

Die bereits auf 3. Juni angekündigte Premierenlesung ist jetzt neu am
Dienstag, 1. September, 19.30 Uhr, im Bistro Dimensione in Winterthur an der Neustadtgasse 25.
Reservationen (da begrenzte Platzzahl) sind unter w.weigand@schritte.ch oder unter 044 941 00 59 möglich. Ich freue mich sehr auf Euer Kommen.

Weitere Lesungen sind am:

Donnerstag, 24. September 2020, 19.30 Uhr,
in Sankt Gallen im Parterre 33
(Reservationen unter: reservation@parterre33.ch)

Freitag, 2. Oktober, 19.30 Uhr,
in Zollikon im «Zelg 10» an der Zelgstrasse 10 (Kulturtreff Messerli)
(Lesung aus «Wir bleiben doch Geschwister» und «Grenzgänger»)

Näheres zum Inhalt sowie zu Lesungen findet sich direkt hier auf meiner Website.

Nach wie vor bin ich gerne als
«Stör-Vorleser» unterwegs. Ich komme zu Ihnen nach Hause und lese auch vor einem kleinen Publikum in Ihrem Wohnzimmer aus dem neuen Buch. Aber auch «Maria erscheint», «Sterbelos» und «Grenzgänger» können auf dem Programm stehen. Für ein vergnüglich-inspirierendes Literaturerlebnis können Sie mich direkt kontaktieren!
 


 

Kurs «Meine Wünsche zum Lebensende hin –
wie auf das Ende zugehen»
Ein Workshop zur Patientenverfügung
mit Wolfgang Weigand, freischaffender Theologe, ehem. Sterbebegleiter, und
Antje Mirwald, Beraterin Advanced Care Planning, Leiterin Turmhaus der Krebsliga Zürich

Sonntag, 6. September 2020, 9.30 – 16.30 Uhr, Mühlestrasse 5 (2. OG) in 8400 Winterthur

» Den Flyer finden Sie direkt hier (pdf)
» Anmeldungen/Reservationen
via: w.weigand@schritte.ch / Teilnehmerzahl begrenzt!
 


 

www.denkraeume.ch – «Entschleunigung» und «Gott 9.0»

Mit Gilbert Herren folge ich am Samstag, 29. August, im nächsten «Sprung» unseres Jahreszirkels dem Phänomen der Entschleunigung. Von Achtsamkeiten und Auszeiten wird die Rede sein, vielleicht gerade jetzt, nach den Erfahrungen mit dem Corona-Lockdown, sehr aktuell. Wo finden wir Stille? Wie können wir die «Hamsterräder» verlassen, den Augenblick im Hier und Jetzt wahrnehmen?
» Direktlink zum Flyer / Anmeldung (pdf)


Gemeinsam mit
Regula Hoch gehe ich im nächsten «Sprung ins Wesentliche» am Samstag, 26. September, den verschiedenen Gottesbildern nach, die sich aus den Bewusstseinsstufen der Spiral Dynamics ergeben. Gott 9.0 war ursprünglich bereits für den 9. Mai geplant und wurde jetzt auf das neue Datum verschoben.
» Infos finden sich unter dem Direktlink (pdf)

Beide Anlässe finden je
von 9.30 bis 12.30 Uhr in Bülach an der Solistrasse 74. Statt. Anmeldung und nähere Informationen finden Sie auf unserer Website www.denkraeume.ch

Ich freue mich auf Euer Kommen und Mitdenken.


 


 

Café Goodbye

Am Sonntag, 20. September, wird Dr. Marie-Therese Habermacher, Psychologin, Psychotherapeutin und Verantwortliche Spiritual Care Hospiz Zentralschweiz, unser besonderer Gast sein. Gemeinsam mit ihr werde ich mich auf die Spuren dessen begeben, was wir von Sterbenden lernen können. Und das ist auch das Thema: «Auf den Tod zugehen – Was wir von Sterbenden lernen können.»

Türöffnung ist, im
Bistro Dimensione an der Neustadtgasse 25 in Winterthur, wie immer um 9.00 Uhr, um 9.30 Uhr wird dann das Café Goodbye beginnen. Der Flyer mit dem gesamten Programm 2020 befindet sich auf www.abschiedsfeiern.ch  

Carla Soldato und ich freuen uns auf Ihr Kommen!

PS: die am 17. Mai geplante Winterthurer Filmpremiere von
Sub Jayega – «Auf der Suche nach dem Palliative-Care-Paradies» mit dem Filmemacher Fabian Biaso, wird auf Herbst 2020 oder auf 2021 verschoben. Ich werde rechtzeitig informieren!

 



Impressum:

Wolfgang Weigand

Rituale & Coaching
Mühlestrasse 5
CH-8400 Winterthur

044 941 00 59
079 359 56 46

mailto:w.weigand@schritte.ch

www.schritte.ch
www.abschiedsfeiern.ch

Versandhinweis:
Die älteren Newsletter sind auf www.schritte.ch aufgeschaltet!

Alle Fotos: Wolfgang Weigand

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