NEWSLETTER #21 zum Frühling 2021

Wolfgang Weigand, Rituale & Coaching



Aus dem Inhalt:

 ● Zum Frühling: Sich anstecken lassen

 ● Gedanken zur Alternativlosigkeit
 ● In eigener Sache




Lass dich anstecken!

Von Freude und Lebenslust
Von Inspiration und Lebendigkeit
Von Visionen für das Leben
Von Freundschaften und Begegnungen
Von Sonnenuntergängen und Sternenhimmel
Von Stille und Musik
Von blühenden Knospen und Vogelstimmen
Von Zuneigung und Liebe
Lass dich anstecken vom Schönen
Damit du genährt bist in der Seele.

Lass dich befreien
Von Angst und Mutlosigkeit
Von Isolation und Bedenken
Von Traurigkeit und Zweifel
Von Abwendung und Verurteilung
Lass dich befreien
Von dem, was dir nicht guttut.

Weil du es dir wert bist.
Weil das Leben wesentlich sein möchte.
Weil du du bist.
Ein Geschenk für die Welt.
Gerade jetzt.

(Wolfgang Weigand, 16.3.2021)





Lieber Leser, liebe Leserin dieses Newsletters

Sich anstecken lassen, ein Wort, kontaminiert durch die Pandemiediskussionen, möchte ich wieder einmal im ursprünglich positiven Kontext sehen. Sich anstecken lassen vom Frühling, vom neuen Leben, von dem, was durch Schneedecke und Kälte hindurch dringen und neu blühen möchte. Sich anstecken lassen von dem, was wieder auf die Welt kommen will, weil es längere Zeit im Dunklen war, unentdeckt, verschollen oder gar kurzzeitig begraben. Sich anstecken lassen vom Drang, den Dingen wieder auf den Grund gehen zu wollen, die Fenster (und damit den Ausblick) zu reinigen, die Umgebung neu zu gestalten und die Vorboten des Sommers zu geniessen.

Wer will, dass die Welt so bleibt, will nicht, dass sie bleibt, meinte einmal Erich Fried.
Und ja: damit die Welt wirklich bleibt, braucht es – im wörtlichen Sinn – eine neue Ansteckung voneinander. Wenn Menschen Menschen begeistern, lassen sie sich wieder erfüllen von der Lebendigkeit, obwohl die Zeiten so sind, wie sind. Oder gerade, weil sie so sind…

In diesem Sinne wünsche ich dir, euch, Ihnen erfüllte Frühlingstage – und eine Auferstehung dessen, was wieder leben möchte.

Herzlichst

Wolfgang Weigand


 



Sich vom Frühling anstecken lassen …

Die Alternative zur Alternativlosigkeit ist die Freiheit des Denkens.
(W. Weigand)
 

Die Parabel von den Krücken
Als ein Dorfvorsteher durch einen Unfall seine Beine nicht mehr gebrauchen konnte, lernte er, mit Krücken zu gehen. Allmählich war er imstande, sich sehr schnell fortzubewegen, sogar zu tanzen und kleine Pirouetten zu drehen, um seine Nachbarn zu unterhalten.

Dann hatte er die Idee, seinen Kindern den Gebrauch von Krücken beizubringen. Bald wurde es in dem Dorf zum Statussymbol, auf Krücken zu gehen, und binnen kurzem tat das jeder. In der vierten Generation konnte niemand mehr im Dorf ohne Krücken gehen. Die Dorfschule nahm in ihren Lehrplan «Krückenlaufen – Theorie und Praxis» auf, und die Handwerker im Dorf wurden berühmt für die Qualität der von ihnen hergestellten Krücken. Man sprach sogar davon, elektronische, batteriegetriebene Krücken zu entwickeln.

Eines Tages trat ein junger Mann vor den Ältestenrat des Dorfes und wollte wissen, warum jedermann mit Krücken zu gehen habe, während Gott doch den Menschen Beine zum Laufen gegeben habe. Die Dorfältesten waren belustigt, dass dieser Grünschnabel sich für klüger hielt als sie, und beschlossen daher, ihm eine Lektion zu erteilen. «Warum zeigst du uns nicht, wie man es macht?» fragten sie.
«Einverstanden», rief der junge Mann.

Eine Demonstration wurde für zehn Uhr am nächsten Sonntag auf dem Dorfplatz vereinbart. Alle waren anwesend, als der junge Mann mit seinen Krücken in die Mitte des Platzes humpelte. Als die Dorfuhr die volle Stunde schlug, stellte er sich aufrecht hin und liess seine Krücken fallen. Stille breitete sich über der Versammlung aus, als er einen Schritt vorwärts tat – und platt aufs Gesicht fiel.

Damit wurde jedermann in seinem Glauben bestätigt, dass es völlig unmöglich war, ohne Hilfe von Krücken zu gehen.

In unserer Gesellschaft haben wir uns schon sehr an diverse Krücken gewöhnt.
(nach: Anthony de Mello)

Ja, wir haben uns an gängige Narrative gewöhnt. Man hat uns gesagt, wie die Dinge zu sein haben. Seit über einem Jahr ist es schwierig geworden, sich über das seriös zu informieren, was in der Pandemie sinnvoll ist und was nicht. Es fehlte von Anfang an ein offener Diskurs darüber in den Medien, die ernsthafte, nicht verächtlich machende Auseinandersetzung mit anderen Positionen, die die «gängige» Haltung eben nicht so übernehmen wollen und dafür ebenso gewichtige Argumente einbringen. Die Pandemie eines Virus wurde durch die Pandemie der Angst abgelöst. Viel Unsicherheit ist entstanden, unermessliche Kollateralschäden, ein Vergessen dessen, dass Gesundheit viel mehr ist und sein muss als bloss «Nicht-Covid-19-haben», vielleicht auch ein Vergessen der vielen anderen Toten, die es nach wie vor zu beklagen gibt (und für die keine Kirchenglocken läuten oder Staatsakte inszeniert werden).

Es fehlt aber auch die Symmetrie zwischen Öffnung und Schliessung bzw. Lockdowns, wie es der Philosophieprofessor Markus Gabriel am 20.3.21 in der NZZ bemängelt, indem zwar die Rechtfertigung der einschneidenden Massnahmen zur Pandemiebewältigung an deren baldiges Ende geknüpft wird, dieses Ende aber immer mehr durch neue Bedingungen hinausgezögert wird. «Die volle Wiederherstellung des Freiheitskatalogs, der mit der liberalen Demokratie zwingend verbunden ist, wird damit konditional gewährt und immer wieder verschoben. (Anmerkung von mir: erst waren es die Fallzahlen, dann die Spitaleinweisungen, dann der «R-Wert», also die Ansteckungsrate, seit einiger Zeit sind es die «Inzidenzquoten» etc…). Solidarität besteht nicht darin, dass Freiheit und Gleichheit geopfert werden, um mit ziellosen, halbherzigen Lockdowns letztlich hilf- und ratlos zuzuschauen, wie weiterhin viel zu viele Menschen unter den Folgen einer Infektion oder eben unter den Folgen der Infektionsverhinderung leiden».

Wie auch immer man zu den Einschränkungen steht: ich befürchte, dass wir uns an die Einschränkungen, symbolisch sichtbar durch die Masken, immer mehr gewöhnen werden, dass sie, so wie die Krücken in der Geschichte, noch «bis in die 4. Generation» hinein getragen werden, weil die entsprechende Assoziation «Maskentragen» mit «Solidarität» in Fleisch und Blut übergegangen ist.

Der Grünschnabel in der Geschichte ist nochmals auf sein Gesicht gefallen. Aber er hat dazu beigetragen, das bestehende Narrativ zu hinterfragen. Das braucht Mut, Klarheit, vielleicht auch Weitsicht. Ich wünsche uns allen solche mutigen Menschen, die Dinge kritisch hinterfragen, und davon überzeugt sind, dass wir «ohne Krücken» auch gut gehen können. Ja, ich wünsche uns, dass in diesen Pandemiezeiten etwas Neues, wirklich Konstruktives entstehen kann und wir – hoffentlich – aus der Geschichte genug gelernt haben.
 


 



In eigener Sache:



Workshop «Wünsche am Lebensende»

Nach der Erstauflage im letzten November biete ich den Workshop zur Patientenverfügung «Wünsche am Lebensende» erneut an, und zwar am
Samstag, 24. April 2021, an der Mühlestrasse 5 in Winterthur. Näheres dazu im folgenden Flyer

Das gängige Schutzkonzept kann nach derzeitigem Stand eingehalten werden. Es gibt noch wenige freie Plätze. Anmeldungen gerne bei mir via w.weigand@schritte.ch




Vernissage von «Zwischenräume»


Im letzten Jahr konnte ich mit dem Winterthurer Fotografen Jürgen Küng ein Lyrik-Foto-Projekt verwirklichen:
«Zwischenräume – Entdeckungen zwischen Wortbildern und Bildwelten» ist ein grosses Buch geworden mit 99 Gedichten und 99 Fotografien.

Wir wissen noch nicht genau, was im Frühsommer bereits möglich sein wird, möchten aber dennoch – endlich - zur Vernissage und zur Finissage der Ausstellung dazu im Osttor in Winterthur einladen. Sie sind geplant am Samstag, 12. und am Sonntag, 13. Juni, jeweils ab 16 Uhr. Da der Ausstellungsraum sehr gross ist, können die nötigen Schutzmassnahmen eingehalten werden.

Die definitive Durchführung der Zwischenräume wird auf jeden Fall auf www.schritte.ch rechtzeitig kommuniziert.

Ich freue mich sehr auf Euer Kommen und auf das Wiedersehen in diesen besonderen Zeiten.

Herzlicher Gruss – Wolfgang Weigand
 



Impressum:

Wolfgang Weigand

Rituale & Coaching
Mühlestrasse 5
CH-8400 Winterthur

044 941 00 59
079 359 56 46

mailto:w.weigand@schritte.ch

www.schritte.ch
www.abschiedsfeiern.ch

Versandhinweis:
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Fotos: Wolfgang Weigand und Carla Soldato

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