NEWSLETTER #30
– Frühling 2024 |
Wolfgang Weigand, Rituale & Coaching |
Aus dem Inhalt:
●
Zum Frühling: «Beuteschema» und Frühlingsputz in der
Liebe
● In eigener Sache: Café Goodbye in Neuauflage und
Buchhinweise
Neustart
Es müsste wieder wärmer werden
sagen die Menschen
in ihren Kellern und Schneckenhäuser.
Und lichter auch,
hoffen sie.
Es müsste wieder leerer werden
nach den Wintersammlungen
und gefassten Vorsätzen.
Und überschaubarer auch,
denken sie.
Es müsste wieder beschnitten werden,
was belastet,
und nicht mehr trägt.
Und verabschiedet werden auch,
träumen sie.
Neubeginn
ist nur möglich
nach einem Abschied.
wissen die Jahrzeiten.
Schon immer.
Und immer wieder neu.
(Wolfgang Weigand)
Einen Neustart erlebt auch das Café Goodbye in
Winterthur. Dazu mehr noch im unteren Teil des
Newsletters!
Vom
Frühlingsputz in der Liebe
Lieber Leser, liebe Leserin dieses Newsletters
Wenn Sie diesen Newsletter lesen, hat der Frühling
zumindest kalendarisch bereits begonnen. Um den 21. März
herum sind der lichte Tag und die dunkle Nacht genau
gleich lang. Tagundnachtgleiche oder Äquinoktium wird
dieser Tag genannt. Wir spüren Neugierde, Ungeduld,
Vorfreude, Lebendigkeit, Naturverbundenheit und haben
wieder Lust auf den Garten und auf Begegnungen im
Freien. Und möglicherweise sogar auf einen Fensterputz!
Je stärker der Lichteinfall, umso deutlicher erkennen
wir den Schmutz, die Reste des Vergangenen, von denen
wir die Scheiben befreien möchten, metaphorisch
gesprochen: wohl auch von bisherigen Sichtweisen. Das
Licht des Frühlings lädt ein, genauer hinzuschauen,
aufzuräumen, Bisheriges zu hinterfragen und sich vom
Staub der Altlasten zu befreien. Unter Umständen gibt es
sogar die Kraft und den Schwung für einen Frühlingsputz
in der Liebe und in unseren Beziehungen. Vielleicht
können wir uns und die Welt, wie sie uns erscheint, dann
wieder neu entdecken!
Annahme
Weil du
du bist
und ich
ich
haben wir uns gefunden
Unsere Geschichte
wäre sonst niemals
geschrieben worden.
Kein Autor dieser Welt
hätte so viel Fantasie gehabt.
(Wolfgang Weigand)
Das Beuteschema…
In meinen Seminaren für Paare und Liebe-Suchende geht es
immer wieder um die Frage, von welchen Menschen wir uns
angezogen fühlen bzw. was die anfängliche
Anziehungskraft in der Beziehung war. Wir haben
Kriterien dafür, wen wir attraktiv finden: Aussehen,
Statur, Mimik und Gestik, Status, Geruch,
Kommunikationsverhalten, Sexappeal, Präferenzen,
Wertvorstellungen und vieles mehr. Psychologen nennen
die Summe dieser Attraktivitätskriterien „Beuteschema“.
Der Arzt Stefan Woinoff geht in seinem Buch „Überlisten
Sie Ihr Beuteschema“ davon aus, dass dieses eine starke
archaische Konnotation hat, dass sich also das
Paarungsverhalten über Hunderttausende von Jahren bei
uns genetisch eingebrannt habe. Sind wir also unfrei
oder einfach so geprägt? Ist dies ein Grund dafür, dass
wir immer wieder dieselben Menschen anziehen, die uns in
der tiefsten Seele nicht guttun, oder dass wir in
unserer Partnerschaft immer wieder in dieselben Muster
verfallen, die wir gerne hinter uns lassen würden?
Das Beuteschema hat meines Erachtens jedoch nicht nur
eine genetische und kulturelle, sondern auch eine
biografische Dimension, in der sich Verletzungen und
„Abspaltungen“, aber auch Reifungsprozesse und
persönliche Entwicklungen zeigen. Und es geht natürlich
auch um Resonanz: ich ziehe unbewusst Menschen an mit
ähnlichen Fragen, inneren „Baustellen“ oder
Lebenssituationen, die wiederum meiner „Bedürftigkeit“
entgegenkommen. Eckhart Tolle spricht an dieser Stelle
von einem (unbewussten) „Schmerzkörper“, der im Aussen,
also beim Partner oder grundsätzlich bei einem
Gegenüber, nach der richtigen „Nahrung“ sucht, auch wenn
diese destruktiv ist oder eben nicht guttut.
…und wie wir es überlisten
Wie überliste ich mein Beuteschema? Ich wende mich zum
Beispiel für einen Tag oder eine Woche einmal aktiv
Menschen zu, die ich auf den ersten Blick nicht als
sympathisch oder spannend einschätze, und achte darauf,
was sich an Begegnungen entwickelt. Oder ich breche mit
meinem Partner oder meiner Freundin einmal bewusst aus
der Komfortzone und aus Gewohnheiten aus, vor allem
dann, wenn mich etwas nervt oder negativ berührt. Oder
ich versuche, das Potenzial und die Güte in meinem
Gegenüber oder in einer gegenteiligen Meinung zu sehen,
den und die Andere möglicherweise «dahin zu lieben», wo
und wie ich ihn oder sie mir wünsche.
«Ich möchte mit dir das machen, was der Frühling mit den
Kirschblüten macht.», so umschreibt Pablo Neruda diesen
Prozess. Er ermöglicht, dass Menschen an unserer Seite
bleiben, dass auch wir Heimat und Anker für andere
werden können. Nach den Jahren der Polarisierungen, die
hinter uns liegen, ist es wohl um so wichtiger,
Prioritäten wieder neu zu gewichten und dem Blühenden
und Bleibenden zu vertrauen, wie es auch der 1947 mit 26
Jahren so früh verstorbene Wolfgang Borchert einmal
formulierte:
„Wir sind voller Begegnungen, Begegnungen ohne Dauer und
ohne Abschied, wie die Sterne. Sie nähern sich, stehen
Lichtsekunden nebeneinander entfernen sich wieder: ohne
Spur, ohne Bindung, ohne Abschied. Aber manchmal bleiben
sie auch.»
Ja, manchmal bleiben Menschen auch, vor allem, wenn wir
uns gegenseitig zum Blühen bringen. Das ist ein grosses
Geschenk der Liebe - in Beziehungen, aber auch in
unseren Freundschaften und in Meinungsverschiedenheiten
bei den grossen politischen Themen dieser Tage.
Inspiration durch den Frühling…
«Das Schöne am Frühling ist, dass er immer dann kommt,
wenn man ihn am dringendsten braucht», wusste schon Jean
Paul. Und ein Spontispruch verrät eine humorvolle
Bescheidenheit in den Frühlingszielen:
«Ich fühle mich,
als könnte ich Bäume ausreissen.
Also kleine Bäume.
Vielleicht Bambus.
Oder Blumen.
Na gut, Gras.
Gras geht…»
Im Frühling können nicht nur die Fenster geputzt und
Winter- und Sommersachen neu einsortiert werden, sondern
manchmal gibt es auch innere Aufräumaktionen: was
brauche ich noch, was nicht mehr? Wovon will ich mich
lösen? Was möchte ich wieder leben, was soll (aus
bisherigen «Ruinen») neu auferstehen? Vielleicht gehört
auch das Hinterfragen des Beuteschemas bzw. des
bisherigen Verhaltens in Beziehungen dazu, um neue
Dynamiken oder eine neue Blüte zu ermöglichen?
…und durch die Auferstehung
Ostern ist das Fest der «Auferstehung».
Religiös-spirituell gesprochen: der Tod ist überwunden,
er hat nicht mehr das letzte endgültige Wort.
Psychologisch betrachtet: Auferstehung ist eine
Umschreibung für jene Wachstumsprozesse, in denen
bisherige Lebensformen absterben und neue
Lebensmöglichkeiten sichtbar werden. So könnte zum
Beispiel eine überwundene Lebenskrise (ein «langer
dunkler Winter») als Durchgang durch den Tod und als
Erwachen zu einem neuen Leben(sbewusstsein) gedeutet
werden.
Für
die kommenden Oster-Festtage wünsche ich mir, dir, euch
und Ihnen nährende Begegnungen, Mut zum Aufräumen und
Hinterfragen, und ein neues Leben für das all das, was
in der letzten Zeit etwas leblos oder unbeachtet
geblieben ist. Eine Auferstehung zu neuer Lebendigkeit…
Herzlich
Wolfgang Weigand
In eigener Sache
Café Goodbye – Neuauflage in Winterthur ab 21.
April 2024
Ich freue
mich sehr, dass ich mit Carla Soldato gemeinsam das Café
Goodbye wieder neu aufleben lassen darf – diesmal im
grösseren Lok.al im Zeughausareal Winterthur
(Zeughausstrasse 52).
Am Sonntag, 21. April 2024, wird der Fotoreporter
und Filmemacher Fabian Biasio zu Gast sein mit
seinem Film «Sub Jayega – Auf der Suche nach dem
Palliative-Care-Paradies». Im Gespräch mit dem
Filmemacher und in einigen Filmausschnitten geht es um
die Frage, wo sich der ideale Ort befindet, um
unbeschwert zu sterben.
Türöffnung ist, wie schon bisher auch, um 9.00 Uhr. Um
9.30 Uhr wird dann das Café Goodbye beginnen.
Fabian Biasio, Carla und ich freuen uns sehr auf euer
Kommen!
Die anderen Termine / Themen finden sich auf
diesem Flyer – gerne auch zum
Weitererzählen.
Mein
letzter Roman: «Die Auflösung des Georg B.»
Georg
B., erfolgreicher Mitarbeiter eines grossen
Finanzdienstleisters, führt seit Jahren ein Doppelleben
zwischen Zürich und Sankt Gallen mit zwei Familien, die
voneinander nichts wissen. Eine Pandemie kommt und
verändert die Lebenswirklichkeit radikal. Georgs
bisheriger Lebensentwurf wird durch eine verordnete
Quarantänemassnahme gezwungenermassen beendet. Aber er
kann sich nicht entscheiden, er hat keinen Ort dafür.
Stattdessen verschwindet er und taucht unter, bis er
eine radikale Beendigung seiner Situation erzwingen
will…
Eine
Buchbesprechung
findet sich unter anderem bei
Radio Luz (Luzern) vom 25.2.24 und beim
Literaturhaus Würzburg.
Bestellungen sind direkt hier bei mir möglich oder auch
direkt beim Verlag in Würzburg.
Meine anderen Bücher finden sich auf meiner
Website oder direkt beim
Verlag.
Über die weiteren Liebe- und Trauer-Seminare sowie über
die Workshops «Lebensqualität und Patientenverfügung» im
Herbst informiere ich gerne wieder im nächsten
Newsletter zum Sommer.
Impressum:
Wolfgang Weigand
Rituale & Coaching
Mühlestrasse 5
CH-8400 Winterthur
044 941 00 59
079 359 56 46
mailto:w.weigand@schritte.ch
www.schritte.ch
www.abschiedsfeiern.ch
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